Der Oberland Kanal

Der Oberland Kanal

Westmasuren verdankt seine Schönheit einer Jahrhunderte dauernden Eiszeit. Es waren die Bewegungen des Gletschers, die zahlreiche Erhebungen, Täler und Seen formten. Dieses hügelige Gebiet können wir heute mit dem Auto, der Bahn oder einem anderen Verkehrsmittel erkunden, doch im 19.existierten solche Möglichkeiten höchstens in der Phantasie einiger Visionäre. Es waren die sich in dieser Gegend prächtig entwickelnden Manufakturen und die Holzindustrie, die die Behörden Ostpreußens dazu zwangen, im schwer passierbaren Oberland eine Transportmöglichkeit für diese Güter zu finden. So entstand die Idee der Errichtung des Oberlandkanals, dessen Umsetzung sich jedoch schwierig gestaltete. Das Problem lag im zu überwindenden Höhenunterschied zwischen den Gewässern der Seen Pniewo (Pinnausee) in Masuren und Drużno (Drausensee) im Weichselwerder.
Allen Widrigkeiten zum Trotz leitete der holländische Ingenieur Georg Jacob Steenke den Bau am 28.Oktober 1844 mit einem feierlichen Spatenstich ein. Der Kanal sollte bald zum weltweit technischen Wunder ernannt werden. Der 147 km lange Kanal erhielt seinen polnischen Namen von seiner längsten Strecke zwischen den Städten Ostróda und Elbląg (82 km).Hier befinden sich zwischen den Städten Małdyty (Maldeuten)und Elbląg (Elbing) die einzigartigen hydrotechnischen Geräte. Die hier angewandten Technologien brachte der Ingenieur Steenke von seinen Auslandsreisen mit, z.B. aus den USA, wo der Prototyp des masurischen Kanals, der Morris Channel, entstand. Bezeichnenderweise ist es die Maschinerie des Oberlandkanals, die bis heute intakt geblieben ist. Unermüdlich transportiert sie Kajaks, Schiffe und Schiffchen über das Gras, indem sie den natürlichen Hindernissen zum Trotz die Höhenunterschiede überwindet. Fünf Rollberge in den Orten Buczyniec (Buchwald), Kąty (Kanthen), Oleśnica (Schönfeld), Jelenie (Hirschfeld) und Całuny (Kußfeld) ziehen die Schiffe auf großen Plattformen mit Hilfe von Leinen nach oben. Diese historische Konstruktion basiert ausschließlich auf der Wasserkraft, was sich in einem der Maschinenhäuser beobachten lässt. Die zu überwindenden Rollberge sind zwischen 350 bis 550 m lang, die Schifffahrt auf Gras dauert jeweils ca.20 min. Der längste trockene Abschnitt befindet sich in Buczyniec (Buchwald).