Feste Boyen in Giżycko

Feste Boyen in Giżycko

Zweifelsohne ist die Festung Boyen das interessanteste Bauwerk Giżyckos, das sich durch einen besonderen geschichtlichen Wert und Attraktivität für Touristen auszeichnet. Das Fort stellt ein charakteristisches Beispiel der preußischen Befestigungsbaukunst aus dem Mitte des 19. Jahrhunderts dar und gehört zu den besterhaltenen denkmalgeschützten Objekten der Wehrarchitektur des 19. Jahrhunderts Polens. Der Grundstein zum Fort wurde am 4. September 1844 gelegt.

In Anerkennung der Verdienste des damaligen preußischen Kriegsministers, General Hermann von Boyens, der sich für das Projekt des Festungsbaus eingesetzt hat, wurde dem Objekt am 24. Dezember 1846 der Name „Feste Boyen“ verliehen. Die Festung nimmt eine Fläche von fast 100 ha ein. In ihrer Gestalt ist sie einem unregelmäßigen sechsarmigen Stern ähnlich, in dessen Mitte ein Hof angelegt wurde. Diese räumliche Form wurde durch die Errichtung einer bis 5 m hohen Mauer aus Steinen und Ziegeln, sog. Carnot-Mauer hervorgehoben; ihre Länge beträgt ca. 2,3 km. Dahinter liegen Gräben ohne Wasser sowie innere und äußere Erdwälle. Jeder Sternarm wurde zu einer Bastion ausgebaut, insgesamt gibt es sechs derartige Bauwerke. Drei von ihnen wurden nach Vornamen des Generals von Boyen benannt: Leopold, Ludwig, Hermann, die drei anderen nach Elementen des Generalwappens: Schwert, Recht und Licht.

An den Eingängen wurden Tore aus zwei Elementen bestehend erstellt. Das Haupteingangstor – Giżycka-Tor – zeichnet sich durch seine grandiosen Abmessungen. Der Zugang zum See führte durch das Wassertor, das seit der Inbetriebnahme der Eisenbahnverbindung geschlossen ist. (Der Kanal wurde damals zugeschüttet). Im Inneren der Festung wurden eingerichtet: Arsenal, Gebäude zu militärischen Übungen, Pferdeställe, Schmiede, Werkstätten, zwei Speicher sowie Taubenpoststelle mit einem Platz für ca. 700 Posttauben. 1855 wurde der Bau der Festung offiziell beendet.

Das Fort wurde nie erobert. Heutzutage wird ihm die Rolle eines Sommerfreiheitszentrums beigemessen, wo in einer malerischen Umrahmung eines Amphitheaters zahlreiche Musikkonzerte und Festivals organisiert werden. Einige dieser Veranstaltungen genießen bereits ein anerkanntes Renommee, wie etwa das seit Jahren gerne durch das treue Publikum bejubelte Chant-Festival der Segler- und Seemannsmusik („Chanty w Giżycku”). Das alte Fort beherbergt auch Jugendherberge, Museum, Klub der Liebhaber alter Motorräder und Taucherklub. Das Festungsgelände lohnt mit Führung zu besichtigen.